Jeremias Thiel

Ich bin Jeremias und 2001 in Kaiserslautern geboren. Ich bin unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen. Meine Eltern waren langzeitarbeitslos, Geld war immer knapp und vieles im Alltag unsicher. Als ich elf war, habe ich aus eigener Initiative meine Familie verlassen und bin ins SOS-Kinderdorf gezogen. Dort bekam ich zum ersten Mal die Stabilität, die ich vorher lange nicht hatte.

2019 habe ich mein Abitur am UWC in Freiburg gemacht. Heute studiere ich an der Harvard University.

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Ein junger Mann vor einem unscharfen Hintergrund.

Glaube an Deine Träume. Du kannst es schaffen, sie zu verwirklichen und wenn es mal schwer wird, suche Dir Menschen, die Dich unterstützen.

Wer hat dich auf deinem Weg besonders unterstützt?

Mit 16 hatte ich mich für das United World College in Freiburg beworben – mit einem Stipendium des UWC und auch dank Zuschüssen der SOS-Kinderdorf Stiftung konnte ich hier meinen international anerkannten Schulabschluss machen.

Was hat dich als Kind besonders herausgefordert?

Ich musste schon früh funktionieren, habe die Verantwortung für meine Eltern und für meinen Bruder übernommen. Die Rollen hatten sich vertauscht. Ich war der Erwachsene, musste stark sein, um irgendwie die Familie zusammenzuhalten. Das ging nur, indem ich meine Emotionen unterdrückt habe.

Was wünschst du Kindern und Jugendlichen für ein gutes Aufwachsen?

Ich finde das Einführen von Ganztagsschulen sehr wichtig. Der Lebensmittelpunkt könnte dort sein, statt in einer potenziellen Strukturlosigkeit zu Hause. Viel mehr Menschen würden miteinander sozialisiert werden, was meiner Meinung nach auch zu einer demokratischeren Gesellschaft führt.

Was möchtest du Entscheidungsträger*innen ins Hausaufgabenheft schreiben?

Kinderrechte sollten ins Grundgesetz aufgenommen werden. Aktuell obliegen Minderjährige ihren Eltern. Bei der Hartz-IV-Regelung wirkt sich das beispielsweise insofern aus, dass das Kindergeld bedarfsmindernd angerechnet wird. Das Geld ist also letztlich nicht für die Kinder, sondern für die Eltern. Kinder werden nicht als Subjekte angesehen.