Undine Zimmer
Ich bin Undine Zimmer und habe ein Buch geschrieben: „Nicht von Schlechten Eltern. Meine Hartz IV Familie“. Darum geht es um das Aufwachsen mit Armut. Ich arbeite in der Beratung und Armutssensibilisierung und promoviere zu Bildungsaufstieg aus Armutslagen.
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Wer hat dich auf deinem Weg besonders inspiriert?
Es gibt immer wieder einzelne Personen in verschiedenen Phasen meines Lebens. Oft waren es Frauen mit Durchsetzungskraft, Empathie und Authentizität. Personen, die mehr Kraft ins Sein, anstatt ins Scheinen wollen steckten: zum Beispiel meine erste Chefin. Heute habe ich auch ganz tolle, starke Freundinnen, die mich sehr beeindrucken und inspirieren.
Gibt es etwas, das du als Kind gebraucht hättest?
Ich habe mir als Kind immer gewünscht, dass mich jemand wirklich sieht und “reinholt” in die Gemeinschaft. Ich habe mich gefühlt wie auf der Zuschauerbank, konnte mich aber nicht selbst von dort wegbewegen. Heute versuche ich kleine Brücken zu bauen, wo ich die Gelegenheit habe.
Was wünschst du Kindern und Jugendlichen für ein gutes Aufwachsen?
Ich wünsche mir, dass Kinder und Jugendliche spüren, dass wir ihnen etwas zutrauen. Dass sie sich in diesem Zutrauen entwickeln und ausprobieren können. Dass sie über ihre Erfahrungen, Unsicherheiten und Ängste sprechen können. Dass sie wissen, dass wir sie (wohlwollend und neugierig, nicht verurteilend) sehen.
Was möchtest du Entscheidungsträger*innen ins Hausaufgabenheft schreiben?
(diese Antwort ist immer noch zu lang, gern selbst kürzen oder auch ganz weglassen)
Es gibt so viele kleinste Situationen, die wichtig sind, weil sie wie Gatekeeper fungieren. Wir alle sind die Struktur. Wir können nicht die Verantwortung von uns weisen, dass wir unsere Haltung benennen, danach Handeln unsere eigenen Prozesse reflektieren und Veränderungen auf den höheren Ebenen fordern. Entscheidungsträger*innen müssen Ambivalenzen aushalten können. Bedürfnisse und Ungerechtigkeiten sind da und müssen adressiert werden, unabhängig davon, ob ich eine Person oder Familie als kooperativ oder widerständig und schwierig in mein eigenes mentales Kabinett einsortieren möchte. Gerechtere Systeme schaffen, nachhaltig umgestalten, kostet Geld. Es nicht zu tun, führt zu verschärften sozialen Konflikten in der Gesellschaft. Wichtig ist, dass es am Ende nicht darum geht, jemandem etwas wegzunehmen – es wird für alle etwas gerechter.
Aus der Postserie



